Seit 800 Jahren ist das Gnadenbild in Wietmarschen. Woher es kam und wer es angeschafft hat, ist nicht bekannt.
Es stand in den ersten Jahren im heutigen Chorraum. Später befand es sich auf dem Nikolausaltar, der 1662 von einer Stiftsdame gespendet wurde.
Das Gnadenbild wurde schon im Mittelalter verehrt. Viele Pilger, auch der Bischof von Münster, Bernhard von Galen, beteten im 17. Jahrhundert vor der Marienstatue.
1921 bekamen Maria und das Jesuskind neue Kronen, die von den Jungfrauen-Vereinen Lohne, Schepsdorf, Nordhorn, Twist und Wietmarschen gespendet wurden.
Im Jahr 1930 wurde in der neuen vergrößerten Kirche im rechten Seitenschiff eine Marienkapelle gebaut.
Maria trug das Kind auf dem rechten Arm. Bei einer Restaurierung im Jahr 1988 stellten Kunsthistoriker fest, dass Maria das Jesuskind ursprünglich auf dem linken Arm getragen hatte.
Man vermutet, dass die Statue bei Prozessionen beschädigt und falsch restauriert wurde. Seitdem trägt Maria das Kind wieder, wie ursprünglich, auf dem linken Arm.
Die Marienstatue "Unsere Liebe Frau von Wietmarschen" ist eine mit Gold- und Silberblech beschlagene Holzstatue der Gottesmutter mit dem Jesuskind. Über die Herkunft der Marienstatue weiß man nichts Genaues. Das Bildnis ist weder durch den Namen des Künstlers noch durch Erscheinungen oder Wunder bekannt geworden. Es hat vielmehr seine Bedeutung durch die Wallfahrer bekommen, die seit Jahrhunderten nach Wietmarschen pilgern und auf die Fürsprache Mariens von Gott Erhörung in ihren Anliegen erhoffen.
Eine für die Verehrung des Gnadenbildes charakteristische Form war, die Statue betend und
singend um den Klosterbereich zu tragen und Maria in Zeiten der Kriege, der Pest und anderer Drangsale um ihre Fürbitte anzurufen.
Die Marienstatue ist vermutlich die älteste Madonnendarstellung im norddeutschen Raum. Es muss schon früh in dem neugegründeten Kloster "Sankt Marienrode" gewesen sein. Bereits auf Urkunden aus den Jahren 1248 und 1262 befand sich das Siegel Marienrode mit der gekrönten Madonna und dem Jesuskind.
Als künstlerische Vorlage für die Wietmarscher Marienstatue gilt die Abbildung der Muttergottes auf dem Bronze-Taufbecken im Dom zu Hildesheim. Ein sehr ähnliches Marienbildnis befindet sich auch in der Stiftskirche zu Börstel.
Matthias Rosemann
geb. 07.04.1866 in Kerßenbrock
von 1914 bis † 26.12.1961
Pfarrer in Wietmarschen
Christian Westphälinger
geb. 21.06.1910
in Osnabrück
von 1962 bis † 12.09.1982
Pfarrer in Wietmarschen
Bernhard Bolmer
geb. 16.12.1943
in Rühle
vom 01.01.1983 bis 30.06.1996
Pfarrer in Wietmarschen
Alfons Heermann
geb. 21.04.1937
in Werlte
vom 01.08.1996 bis 18.06.2006
Pfarrer in Wietmarschen
Gerhard Voßhage
geb. 14.10.1961
in Ankum
vom 01.09.2006 bis 30.06.2022
Pfarrer in Wietmarschen
Wilhelm Berning wurde am 26.03.1877 in Lingen geboren und starb am 23.11.1955 in Osnabrück. Im Jahr 1914 wurde er zum Bischof von Osnabrück geweiht.
1918 kam er zum ersten Mal in seinem Leben nach Wietmarschen, obwohl er in Lingen geboren wurde und dort bis zum Abitur gelebt hat. Das zeigt, dass das Gnadenbild in der Umgebung von Wietmarschen in Vergessenheit geraten war.
Dechant Rosemann berichtet 1918 in seiner Chronik: "Nach Schluss der Feierlichkeiten (Spendung der Firmung) besichtigte der hochwürdige Herr, der, wie er erklärte, noch nie in Wietmarschen gewesen sei, mit sichtlichem Interesse die hiesigen Altertümer, namentlich die ehrwürdige Muttergottes-Statue".
Als der Dechant ihn im Jahr 1921 schriftlich um die Genehmigung für die Wiederbelebung der Wallfahrt bat, gab er die Erlaubnis. Der Bischof selbst kam aber nicht zu dieser ersten Wallfahrt. Später, in den 30er und 40er Jahren, hat er oft bei den Wallfahrten gepredigt. Am 4. Mai 1933 weihte er die vergrößerte Kirche ein.
Matthias Rosemann wurde am 7. April 1866 in Kerßenbrock bei Melle geboren und am 12. März 1892 im Dom zu Fulda zum Priester geweiht.
1914 kam er als Pfarrer nach Wietmarschen, 1922 wurde er Dechant. Während seiner langen Amtszeit in dieser Pfarrei hat er die Menschen, die Kirche und den Ort geprägt.
1921 erneuerte er die Wallfahrt. In seiner Chronik vermerkte er, dass das Gnadenbild außerhalb von Wietmarschen in Vergessenheit geraten war.
Die Pfarrkirche wurde im Jahr 1927 vergrößert. Es ist dem Dechanten zu verdanken, dass die Kirche auf dem Stift blieb, denn einige Wietmarscher wollten lieber eine neue Kirche in der Nähe der Bauernschaft bauen.
1939 wurde er Päpstlicher Geheimkämmerer und Wietmarscher Ehrenbürger, 1952 Geistlicher Rat und 1956 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Als er am 2. Weihnachtstag 1961 starb, war er mit 95 Jahren der älteste amtierende Priester in Deutschland.
Dem Dechanten, der von 1914 bis 1961 Pfarrer in Wietmarschen war, lagen die Menschen seiner Pfarrei sehr am Herzen.
Er förderte die Landwirtschaft und half den Leuten bei vielen kleinen und großen Krankheiten, da er sich auch in der Medizin auskannte. Einen Arzt gab es vor und während des Krieges in Wietmarschen noch nicht.
Es war ihm eine Herzensangelegenheit, dass aus seiner Gemeinde junge Männer zu Priestern
geweiht wurden. Er hat sie unterstützt, indem er ihnen Lateinunterricht gab und auch teilweise ihr Studium finanzierte.
Bei der Gründung des Altersheimes im ehemaligen Wohnhaus der Familie Lagemann hat er sich im Jahr 1949 große Verdienste erworben. Das Haus an der Lingener Straße bekam deshalb den Namen "Matthiasstift".
Nach dem I. Weltkrieg kümmerte er sich um hungernde Kinder aus dem Ruhrgebiet und nach dem II. Weltkrieg sorgte er für Flüchtlinge, die hauptsächlich in Füchtenfeld untergekommen waren.