„Suche Maria – Finde Kraft“, mit diesen starken Worten rückt die Gottesmutter in den Mittelpunkt des Doppeljubiläum 2020/2021.
800 Jahre Marienverehrung und 100 Jahre Wiederbelebung der Wallfahrt wurden im Wallfahrtsort Wietmarschen gefeiert. Wegen der CORONA – Pandemie konnten viele der geplanten Veranstaltungen nicht stattfinden.
Logo des Doppeljubiläum 2020/2021
Der Marien-Wallfahrtsort Wietmarschen liegt im Landkreis Grafschaft Bentheim, nahe der deutsch-niederländischen Grenze, zwischen dem Städtedreieck Nordhorn, Lingen und Meppen.
Rechteinhaber:
Wirtschaft Innovation Nordwest, Wietmarschen
Am 1. März 1974 wurde die Gemeinde Schepsdorf-Lohne aufgelöst und eine Einheitsgemeinde Wietmarschen, mit den Ortsteilen Lohne, Wietmarschen, Füchtenfeld, Nordlohne, Schwartenpohl und Lohnerbruch, gegründet (12.700 Einwohner, davon 3.900 in Wietmarschen, Stand 31.12.2022).
Besonders bekannt ist der Wallfahrtsort durch die Marienstatue in der Wallfahrtskirche St. Johannes Apostel und den historischen Stiftsbereich.
In der Gründungsurkunde des Benediktinerklosters wurde Wietmarschen erstmalig im Jahr 1152 erwähnt.
Die Gemeinde entwickelte sich aus dem von dem Ritter Hugo von Büren (aus dem Gelderland) gegründeten Benediktinerinnenkloster „Sankt Marienrode“. Das Kloster hat für die Geschichte der Höfe in Wietmarschen eine große Bedeutung, weil hier im sogenannten „Wietmarscher Urbar“ die Höfe erstmalig urkundlich erwähnt werden. Im Staatsarchiv Osnabrück liegt ein uraltes Buch "Das Wietmarscher Urbar" mit Dokumenten die bis ins Mittelalter zurückreichen.
Es besteht aus drei Teilen: Den Zehntabgaben und andere Einkünfte und Lagerbuch der Eigenhörige mit Tabellen, ein sogenanntes Wechselbuch und ein Verzeichnis der Klosterschulden sowie Aufzeichnungen über Rechte und Grenzen des Klosters.
Die Kirchenzehnten waren ursprünglich Naturabgaben, wovon der Bischof sich den vierten Teil wahrte, ein Teil dem Pfarrer der Zehntkirche, ein Teil der Kirche selbst und ein Teil den Armen zufiel.
Acht Höfe aus Lohne sind im „Wietmarscher Urbar“ aufgeführt, hier ein Auszug:
1163 1189 ... 1243
1300 |
Eylrinck, to Loen – Eiting
Deyterinck, to Loen Gosschelinck, to Leon Rupinck, to Leon, |
heute Teipen heute Partmann
heute Deitering heute Gossling heute Ruping |
Mittellohne Südlohne
MIttellohne Südlohne Mittellohne |
Im Jahr 1675 wandelte der Fürstbischof von Münster das wirtschaftlich angeschlagene Kloster in ein hochadliges-freiweltliches Damenstift um. Am 19. September 1811 wurde es schließlich im Zuge der Säkularisation unter Napoleon endgültig aufgelöst.
Eine rasante Entwicklung erlebte Wietmarschen in der zweiten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts. Gepflegte Höfe, kleine und mittelständische Unternehmen, moderne Schul- und Sportanlagen, das renovierte und erweiterte Alten- und Pflegeheim „St. Matthiasstift“ und schmucke Wohngebiete prägen heute das Ortsbild.
Auf dem neu gestalteten Marktplatz im Dorfkern erinnert die Skulptur des „Urbrecker“ direkt neben dem Dorfbrunnen an die 1855 gegründete Alexishütte, die bis zu ihrem Ende 1874 aus Rasen-Erz Roheisen schmolz.
Ende der 1970er Jahre wurden die noch vorhandenen historischen Stiftsgebäude aus der Zeit des Klosters völlig neu restauriert. Das ehemalige „Äbtissinnenhaus“ ist als Jugendheim der Katholischen Kirchengemeinde umgestaltet worden. Im „Verwaltergebäude“ befinden sich ein Versammlungsraum, eine Bücherei und ein kleines Museum kirchlichen und heimatlichen Brauchtums.
Das „Stiftsdamenhaus“ wurde zu vier Seniorenwohnungen umgestaltet. Im „Gesindehaus“ befindet sich jetzt das Stifts-Café. Das alte „Packhaus“ dient heute als Heimathaus.
Aufmerksamkeit erweckt auch der neue „Glaubensweg der Seligpreisung“, der von Lohne zur Wallfahrtskirche führt. Acht Sandsteinmonumente stehen wie Zeichen am Wege. In ihrer künstlerischen Ausformung verbinden sie die Botschaft des Glaubens mit der Lebenswirklichkeit unserer Zeit.
Mittelpunkt und Wahrzeichen des Ortes ist die Wallfahrtskirche St. Johannes Apostel mit der Marienstatue „Unsere Liebe Frau von Wietmarschen“. 2014 wurde für das Gnadenbild eine neue Kapelle innerhalb der Wallfahrtskirche gebaut. Es ist das Kleinod des Ortes schlechthin und wird jährlich von vielen Pilgern aufgesucht. Wietmarschen gehört zwar nicht zu den großen und berühmten Wallfahrtsorten, wahrscheinlich aber ist er einer der ältesten Marien-Wallfahrtsorte Deutschlands.
Die Menschen in Wietmarschen sind bodenständig und traditionsbewusst. Die Gemeinschaft hat einen hohen Stellenwert in Nachbarschaften, Vereinen und Verbänden. Wietmarschen hat in seinen verschiedenen Ortsteilen attraktive Wohngebiete, bunte Landschaften mit Moor, Heide, Wiesen und Wäldern.
Und als Wallfahrtsort hat Wietmarschen im Bistum Osnabrück eine besondere Bedeutung.